Auf Augenhöhe - Wie funktioniert gleichberechtigte Elternschaft?
Shownotes
Gerade, wenn Kinder mit ins Spiel kommen, sind die Rollen der Eltern oft nicht mehr gleichberechtigt. Studien zeigen, dass Frauen deutlich mehr Zeit in Hausarbeit und Kinderbetreuung investieren als Männer. Unser Familien-Coach Stephanie Poggemöller erklärt in dieser Folge, was eine gleichberechtigte Elternschaft bedeutet, was sich hinter den Begriffen “Mental Load” und “Care-Arbeit” verbirgt und wie man diese oft gelernten Strukturen durchbrechen kann.
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00:00:00: Also ich würde sagen, dass, wenn man in einer gleichberechtigten Partnerschaft lebt, sich
00:00:04: daraus nicht automatisch auch eine gleichberechtigte Elternschaft entwickelt.
00:00:08: Herzlich Willkommen zu From Belly to Baby, dem 10 Minuten Experten Podcast für eure Elternreise.
00:00:21: In diesem Podcast sprechen wir zu allen Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und das erste
00:00:27: Jahr mit Baby. Mit mir hebe mit dieser Hacklinger aus dem Abterkirch Experten-Team dem Beratungsservice
00:00:33: für Eltern und werdende Eltern. Heute geht es mal nicht um Babys, sondern um die Eltern.
00:00:38: In vielen Paarbeziehungen verändert sich das Gleichgewicht, wenn Baby dazukommt und nicht
00:00:44: immer fühlen sich die Partner gleichberechtigt. Zu diesem Thema gleichberechtigte Elternschaft
00:00:49: spreche ich heute mit Stephanie Poggemüller. Hallo Stephanie.
00:00:52: Ja vielen Dank für die Einladung Lisa. Mein Name ist Stephanie Poggemüller. Ich bin Coach und Beraterin
00:00:58: zum Thema Vereinbarkeit und lebensphasenorientierte Führung und bin zweifacher Mutter und lebe
00:01:06: im Raum München. So wie ich. Schön, dass du heute hier bei mir bist. Sag mir doch vielleicht gleich mal
00:01:12: zu Beginn, was gleichberechtigte Elternschaft für dich bedeutet oder was man damit oder
00:01:18: runter verstehen kann. Also für mein Verständnis bedeutet gleichberechtigte Elternschaft eine
00:01:22: faire Aufteilung von Kehrarbeit, also der Sorgearbeit, dem Mental Load, das ständig an
00:01:30: alles denken müssen und auch umsetzen, der Erwerbsarbeit und auch der Erziehungsarbeit und
00:01:36: das eben zwischen den Beteiligten Eltern teilen. Und woher kommt diese wirklich
00:01:43: einseitige Verteilung der Kehrarbeit? Ich versuche es kurz zu machen. Wir haben ja immer noch sehr
00:01:49: stark vorherrschende, sterige Typen in unserer Gesellschaft, die tendenziell den Männern eher
00:01:55: die Erwerbsarbeit zuschreiben und den Frauen eher die Kehrarbeit, die Führsorgearbeit,
00:02:01: das Thema Mental Load. Und durch diese bestehenden Bedingungen kommt es eben dazu,
00:02:09: dass es oftmals zu einem Ungleichgewicht kommt und das ist noch ergänzt durch Einkommensunterschiede,
00:02:15: die auch oft dazu führen und dass tendenziell die Männer eher der Erwerbstätigkeit nachgehen und
00:02:20: die Frauen sich um alles kümmern, was mit familiären Aufgaben zu tun hat. Und das führt eben dazu,
00:02:28: dass gepaart mit solchen politischen Rahmenbedingungen, wie Ehegattensplitting, mit familien- und freundlichen
00:02:34: Arbeitsbedingungen dieses Ungleichgewicht tatsächlich noch forciert wird. Kennst du das
00:02:40: erfahrungsgemäß, dass es tatsächlich dann häufiger in Familien anders ist, wenn die Partnerin
00:02:47: einen Job hat, der eher als Gutverdiener oder besser Verdiener gilt? Das ist dann auch verteilte
00:02:53: Rollen, Gip? Das ist ganz spannend. Ja, kann sein. Und gleichzeitig, da habe ich vor kurzem ein
00:02:59: Artikel auf BBC gelesen, da ging es um das Thema Female Breadwinners, also dass Frauen, die
00:03:05: jenigen sind, die vergleichsweise ein höheres Gehalt nach Hause gebracht haben als die Männer. Und da
00:03:11: war es so, dass tatsächlich die Frauen trotzdem den Großteil der Kehrarbeit übernommen haben mit
00:03:15: der Begründung, dass sie sich schlecht dabei gefühlt haben, dem Mann sozusagen seine Rolle
00:03:21: als Ernährer der Familie damit abzusprechen. Also das kann man auch da tatsächlich nicht direkt so
00:03:27: belegen, dass wenn Frauen, die besser verdient sind, dass dann automatisch die Männer auch mehr
00:03:33: Kehrarbeit übernehmen. Also kann sein, muss er nicht. Ja, okay, interessant. Und wieso ist so eine
00:03:39: fehlende Gleichberechtigung in einer Beziehung problematisch? Also es kann zu ganz unterschiedlichen
00:03:44: Konsequenzen führen. Zum einen ist es natürlich eine gewisse finanzielle Abhängigkeit, die da
00:03:50: durch entsteht, wenn man eben eine ungleiche Einkommensverteilung innerhalb der Partnerschaft
00:03:55: hat. Das kann in der Konsequenz auch dazu führen, dass dann im Fall von Scheidung, im Fall von Krankheit,
00:04:01: im Fall von Tod einfach auch unangenehme Konsequenzen tatsächlich für die Frauen dann damit einhergehen.
00:04:09: Aufgrund der Tatsache, dass Frauen mehr Kehrarbeit prozentual übernehmen, haben sie auch weniger
00:04:13: Zeit für die Erwerbstätigkeit, gepaart mit der bestehenden Gehaltslücke, bedeutet das auf lange
00:04:19: sich gesehen, dass sie natürlich im Alter auch eine viel schlechtere Versorgung haben. Genau,
00:04:24: also Frau, die Altersarmut ist tatsächlich ein weibliches Thema und das sollte bedacht werden.
00:04:29: Okay, dann spiegelt sich das ja auch bei einer alternativen Beziehung. Also wenn jetzt eben zwei
00:04:35: Frauen oder zwei Männer zum Beispiel als Familie zusammenleben und ein Kind haben, auch da ergibt
00:04:42: sich ja diese Gleichberechtigung. Was hast du denn jetzt für Tipps? Wie kann so eine gleichberechtigte
00:04:47: Elternschaft ausschauen? Bestenfalls. Ja, also den einen Tipp für alle gibt es sowieso nicht. Ich
00:04:53: finde, wie du es ja auch gerade angesprochen hast, die Rahmenbedingungen können ja auch total
00:04:57: unterschiedlich sein und jetzt mal geschlechtsunabhängig betrachtet, wenn zwei Elternteile
00:05:01: gemeinsam eine Familie gründen, ist das finde ich immer elementarwichtig, sich im Vorfeld nicht
00:05:07: nur die Frage zu stellen, welche Hebamme suchen wir aus, wie soll die Farbe des Kindes immer sein,
00:05:12: wo findet die Entbindung statt, sondern auch über Vereinbarkeit zu sprechen. Also wie stellen
00:05:16: wir uns Vereinbarkeit vor, was haben wir für ein Rollenverständnis, welche Wertigkeit haben wir
00:05:20: Kehrarbeit und Erwerbstätigkeit gegenüber und das ist ja erst mal völlig unabhängig davon,
00:05:26: wie das Familienkonstrukt aussieht, aber da mal gemeinsam die Erwartungen zu klären und zusammen
00:05:32: eine Familienvision zu entwickeln, die einem wie so ein Leitsterren so ein Stück weit dabei hilft,
00:05:37: sich da entlang zu hangeln und dann eben die Rahmenbedingungen im beruflichen wie im familiären
00:05:41: Kontext zuzusetzen, dass man das möglichst nah am Bild realisieren kann.
00:05:47: Und welche Situation kennst du, die im Alltag häufig vorkommen, an denen das dann oft
00:05:54: scheit hat, also so eine gleichberechtigte Elternschaft tatsächlich zu leben?
00:05:58: Ja das sind oftmals so Staffel,
00:06:01: verhaftete Rollenbilder, wenn eben diese Reflexion im Vorfeld nicht stattfindet und man auch so durch eigene Prägung in der Kindheit einfach bestimmte Muster übernimmt, die man selber so kennengelernt hat und gar nicht hinterfragt.
00:06:11: Die finanziellen Unterschiede sind oft ein Grund, der angeführt wird, wobei ich da einmal sage, wenn sich eben beide beruflich orientieren und vielleicht in den ersten Jahren erst mal ein Stück weit auf Gehalt verzichten, weil beide 80 % oder 70 % arbeiten, ergibt sich dann eben auch die Möglichkeit für beide elternteilige Halssprünge zu machen, was dann auf lange
00:06:29: sich gesehen sogar dem Familieneinkommen in Summe eher zuträglich ist, also weil man gar nicht diese großen Lücken hat.
00:06:36: Und ein weiterer Punkt, der oft genannt wird ist, dass es seitens des Arbeitgebers nicht möglich ist.
00:06:41: Also der Arbeitgeber schafft nicht die familienfreundlichen Bedingungen.
00:06:45: Und ja, das ist teilweise so, dass es Branchenberufs zwei gegeben, wo es wirklich schwieriger ist.
00:06:51: Und gleichzeitig, nehme ich jetzt aber auch die Entwicklung war, weil viele Unternehmen, Vereinbarkeit, sich viel mehr auf die Agenda geschrieben haben,
00:06:59: dass wir uns auch als Eltern mehr trauen dürfen, mehr Forderungen zu stellen, weil wir da auch in einen Arbeitsmarkt jetzt reinkommen, der
00:07:07: tatsächlich die Rechte der Arbeitnehmer sozusagen auf seiner Seite hat und wir da auch mehr Forderungen stellen können als Eltern.
00:07:13: Okay, also wenn man in der Situation ist, tatsächlich einfach viel darüber reden, nicht nur mit der Partnerin oder Partner, sondern auch eben mit
00:07:23: dem Arbeitgeber und dem ganzen Umfeld, um einfach eine gute, ja einen guten Staat zu haben dann in eine gleichberechtigte Elternschaft.
00:07:31: Was sind denn deine Tipps für Eltern, um auch dauerhaft in einer gleichberechtigten Elternschaft zu bleiben?
00:07:38: Also du hast ja gerade eben schon angesprochen, Kommunikation ist key, hört sich immer so leicht an und ist gleichzeitig auch das Schwierigste,
00:07:45: weil man muss dafür natürlich in Verbindung bleiben und das hat immer was mit Zeit zu tun.
00:07:51: Und mein Mann und ich, wir haben als wir ganz frisch Eltern geworden sind, für uns die 321-Regel entwickelt.
00:07:58: Das heißt, wir haben gesagt, wir möchten gerne jederzeit für sich alleine verbringen, also Einserzeit sozusagen zweier Zeit im Sinne von
00:08:06: Erzeit mit unserem Kind und ich Zeit mit unserem Kind und wir Zeit auch als Paar miteinander und dann eben die Dreierzeit damals noch in der
00:08:13: Konstellation als Familienkonstrukt.
00:08:17: Ich finde, das ist ganz wichtig, sich das bewusst zu machen.
00:08:20: Ja, man wird Eltern, man ist dann Eltern, das bleibt man auch bis zum Ende seines Lebens und gleichzeitig ist man ja immer noch Individuum und auch noch Paar und
00:08:29: sich dafür die Zeit zu nehmen.
00:08:31: Und das ist ja oft so das Argument, ich habe keine Zeit und ich weiß, die 24 Stunden sind eng getaktet und gleichzeitig ist es wichtig,
00:08:38: da wirklich die Priorität drauf zu setzen und zu sagen, wir gucken, dass wir da als Paar erst mal connectet bleiben, das ist einfach die Basis.
00:08:46: Und schauen, dass wir da wirklich über diese Themen und da sind ja Streits gute Indikatoren, die darauf hinweisen, dass einfach irgendwo eine Unzufriedenheit entsteht,
00:08:56: dass wir das dann auch benennen und irgendwie immer wieder nachjustieren.
00:08:59: Also Vereinbarkeit ist kein starres Konstrukt, das braucht Kommunikation und Flexibilität.
00:09:05: Und mit welchen Mythos würdest du gerne aufräumen rund um dieses Thema gleichberechtigte Eltern schafft?
00:09:12: Ab der Club macht Schluss mit Mythen.
00:09:15: Also ich würde sagen, dass wenn man in einer gleichberechtigten Partnerschaft lebt, sich daraus nicht automatisch auch eine gleichberechtigte Elternschaft entwickelt.
00:09:23: Interessant.
00:09:25: Okay.
00:09:26: Also, dass man nicht davon ausgeht, nur weil man vorher auf einem ähnlichen Gehaltsniveau war, vielleicht denselben beruflichen oder auch
00:09:33: Ausbildungstechnischen Background hat, dass sich das dann automatisch auch in der Elternschaft gleichberechtigt entwickelt.
00:09:41: Denn das ist eine wahnsinnige Veränderung, die da auf so ein paar zukommt, wo man dann ganz unbewusst tatsächlich in solche Rollenbildereien rutschen kann,
00:09:51: wenn da nicht immer so diese Reflexionsschleifen mit drin sind.
00:09:54: Und da nochmal so der Appell tatsächlich schon bei Familiengründung auch über das Thema Vereinbarkeit zu sprechen.
00:10:02: So, und eine Mama wollte jetzt noch wissen, wie verhindere ich denn dann, in alte Muster zurückzufallen?
00:10:10: Wirige, fragisch schwieriges Thema.
00:10:12: Aus meiner persönlichen Erfahrung und auch aus meiner Coachingarbeit kann ich sagen, das braucht einfach Geduld mit sich selber, Nachsicht mit sich selber und viele, viele, viele Wiederholungen.
00:10:24: Denn Muster sind einfach was sehr starres, verhaftetes, was sich nicht mit einem Fingerschnips von heute auf morgen verändern lässt, sondern das ist ein Prozess und das ist ein Weg.
00:10:35: Und da muss man jeden Tag einen kleineren oder größeren Schritt dafür gehen tatsächlich.
00:10:40: Und jetzt noch eine Frage zum Schluss.
00:10:43: Was ist dein größter persönlicher Elternheck?
00:10:45: Mein größter persönlicher Elternheck ist, auch um an das Thema in Verbindung bleiben und Kommunikation anzuknüpfen, macht idealerweise einmal die Woche eine Wochenbesprechung, wo ihr gemeinsam über organisatorische Themen, über Termine, über Arztbesuche, über Weihnachtsvorbereitungen
00:11:05: besprechen, um da einfach klare Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu teilen und euch unnötige Diskussion ein Stück weiter mit zu ersparen.
00:11:14: Also so einen sogenannten "Jour Fix" oder bei uns hieß es dann, als die Kinderelder waren, Familienkonferenz.
00:11:20: Ja super.
00:11:22: Liebe Stefanie Tolles, du bei mir warst und wir über dieses Thema sprechen konnten.
00:11:27: Herzlichen Dank.
00:11:28: Ja, danke auch für die Einladung und für den tollen Austausch.
00:11:30: Und das war from Belly.
00:11:34: To Baby.
00:11:35: Zehn Minuten Expertenwissen für eure Elternreise.
00:11:40: Danke, dass du heute zugehört hast.
00:11:42: Für mehr kostenloses Expertenwissen, folge uns auf Instagram oder TikTok unter abterklubb.de.
00:11:48: Falls du Akutanrat brauchst, wende dich direkt an das Abterkehr-Experten-Team.
00:11:53: Die Kontaktdaten findest du in den Show-Notes oder unter abterklubb.de/beratung.
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